Polizei im Ausland - wirklich Dein Freund und Helfer?
Nicht immer ist im Ausland sicher, ob die Polizei Ihr Freund und Helfer ist. Worauf ist zu achten und wie können Sie im Kontakt mit korrupten Polizisten reagieren?

„Das ist hier verboten“, sagt der Sicherheitsbeamte am Flughafen Port Harcourt (Nigeria) und zeigt auf die Dose Moskitospray im Koffer, kurz nachdem der Autor dieses Berichtes aus dem Flieger ausgestiegen war. In diesem Fall scheint die Polizei nicht nur Exekutive zu sein, sondern auch gesetzgebende Gewalt. Das Gesetz gegen Mückenschutz entsteht in Sekunden im Kopf des Kontrolleurs und dient als Versuch, ein wenig Bargeld zu erpressen.
Sie kennen noch aus Ihren Kindheitstagen den Slogan „Die Polizei – Dein Freund und Helfer“. Aber wie sieht es aus, wenn man ins Ausland reist – außerhalb von Industrienationen. In diesem Fachbericht lesen Sie reale Fallbeispiele und erhalten Empfehlungen, wie Sie das Risiko von Behördenwillkür und Korruptionsversuchen mindern.
Einige Beispiele aus unterschiedlichen Kontinenten
- Im Frühjahr 2021 wurden in Johannesburg zwei Beamte der südafrikanischen Polizei verhaftet, die aktiv an Entführungen und Erpressungen beteiligt waren.
- In Jakarta verhaftete die indonesischen Polizei 2019 vier ihrer Kollegen, die einen britischen Staatsbürger entführt und ein Lösegeld gefordert hatten.
- Auf den Philippinen entführten Polizeibeamte einen südkoreanischen Staatsbürger und töteten ihn kurz nach der Tat. Fast zwei Wochen später forderten sie von der Ehefrau ein Lösegeld. Sie zahlte, ohne vorher auf einen Lebensbeweis zu bestehen.
- In Mexiko verschwanden drei italienische Staatsbürger, die an einer Geschäftsreise teilnahmen. Mexikanische Polizisten aus einer Kleinstadt setzten diese fest und verkauften sie dann für umgerechnet 53 USD an das berüchtigte CJNG Kartell. Bis heute fehlt jede Spur von den drei Italienern.
Korruption und mangelhafte Ausbildung
Das Problem für viele Reisende ist, dass deren Bild der Polizei in westlichen Rechtsstaaten geprägt wurde, die Polizei am Reiseziel aber anders auftritt und in Rechtssystemen agiert, in denen es kaum eine Kontrolle polizeilichen Handelns gibt. Korruption ist ein weit verbreitetes Problem.
- Ein Polizist in Mexiko verdient durchschnittlich 200 USD im Monat, in Nigeria weniger als 150 USD im Monat. In einigen Ländern warten die Polizisten teilweise mehrere Monate auf ihren Sold. Da ist die Versuchung groß, seine Position zu missbrauchen. Auch die Qualität der Ausbildung ist eine andere als in Europa – was zu weiteren Risiken, wie eine unbeabsichtigte Schussabgabe oder ein Übermaß an Gewaltanwendung, führen kann.
- In Deutschland haben 82 Prozent der Bürger großes Vertrauen in die Polizei. In Mexiko-City beispielsweise ist es umgekehrt. 70 Prozent der befragten Personen gaben an, der Polizei überhaupt nicht zu vertrauen und 88 Prozent der Straftaten werden aus diesem Grund erst gar nicht angezeigt.
- Nach einer Entführung berichteten die ehemaligen Geiseln dem Autor, der als Krisenberater in dem Fall tätig war, dass die Entführer ihre Kalaschnikows von der lokalen nigerianischen Polizei gekauft hatten.
- Das größte Korruptionsrisiko besteht bei der Ein- und Ausreise sowie während Fahrten an Checkpoints. Der Autor machte die Erfahrung, dass die Korruption bei Polizisten auch mit der Entfernung zur Hauptstadt zunimmt.
Nicht nur in Drittweltstaaten ein Problem
Auch wenn die Masse der Polizisten korrekt agiert, gibt es auch in westlichen Demokratien Beispiele für Machtmissbrauch und Korruption.
In München wurden 2020 im Rahmen eines Kokainskandals Ermittlungsverfahren gegen 26 Polizisten eingeleitet. Diese hatten unter anderem Ermittlungen gegen Unschuldige initiiert und dafür gesorgt, dass Drogenhändler unbehelligt agieren konnten.
Sechs US-Polizisten einer Antidrogen-Einheit in Philadelphia wurden vor einigen Jahren wegen Korruption, Entführung, Einschüchterung und Erpressung verhaftet.
Interaktion mit Polizisten bei Auslandsreisen
Einige Empfehlungen des Autors zum Umgang mit der lokalen Polizei:
- Informieren Sie sich über die Korruption und Zuverlässigkeit der Polizei am Reiseziel. Länderdatenbanken, wie die von SmartRiskSolutions, enthalten Informationen hierzu.
- Bedenken Sie, dass es unterschiedliche Polizeieinheiten in einem Land gibt, von der städtischen Polizei über die des einzelnen Bundesstaates bis hin zu der des Bundes. Der Ausbildungsstand, die Bezahlung und Korruptionsanfälligkeit sind unterschiedlich. Hinzu kommt in einigen Ländern die Militärpolizei, die im Inneren eingesetzt wird.
- Oft gilt die städtische Polizei grundsätzlich als korrupter als die Bundespolizei. In vielen afrikanischen Ländern ist die Polizei korrupter als das lokale Militär.
- Eine Abholung am Flughafen durch einen lokalen Dienstleister mit guten Flughafenkontakten kann helfen, die Korruptionsversuche gegen den Reisenden in Schach zu halten.
- Treten Sie selbstbewusst aber höflich gegenüber der Polizei auf – seinen Sie kein leichtes Opfer. Provozieren Sie die Polizisten nicht. Stellen Sie seine Autorität nicht in Frage und denken Sie daran, das Ihr gegenüber sein Gesicht wahren sollte.
- Bedenken Sie, dass trotz einer Uniform und echten Polizisten diese gerade ihrem kriminellen „Nebenjob“ nachgehen könnten.
- Will die Polizei Sie auf die Polizeistation mitnehmen, versuchen Sie, sofern möglich, noch jemanden zu informieren und nennen Sie Details wie das Kennzeichen des Streifenwagens und wo Sie hingebracht werden sollen.
- Bedenken Sie, dass zu fortgeschrittener Tageszeit Polizisten auch unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stehen können – dies gilt insbesondere in Afrika.
- Besuchen Sie Sicherheitstrainings, in denen auch das Verhalten in solchen Situationen anhand von Rollenspielen praktiziert wird. Dann wird Ihnen der Umgang mit Polizisten im Ausland leichter fallen und Sie kennen das zweckmäßige Vorgehen.
Kontaktieren Sie uns gerne für weitere Informationen zu unseren Dienstleistungen, einschließlich Länderinformationen und Sicherheitstraining.